Vorrang für Innovation

Im globalen Wettbewerb ist Innovation für die Zukunft des Standorts Österreich erfolgsent­scheidend, um Wachstum, Arbeitsplätze und damit Wohlstand für die heutigen und künftige Generationen zu schaffen. Mit der Verlängerung von KMU.DIGITAL sowie mit Maßnahmen zur Stärkung der Forschung und gezielter Unterstützung bei der Energietransformation erzielte die Wirtschaftskammer 2024 wichtige Erfolge für innovative und erfolgreiche Unternehmen.

Innovation und Digitalisierung

Digitalisierung in die Breite bringen

Um die Chancen der digitalen Transformation nutzen zu können, brauchen vor allem KMU niederschwellige Unterstützung und Anschubfinanzierungen. Das Erfolgsprogramm KMU.DIGITAL wurde 2024 neu aufgesetzt. Das Budget konnte gegenüber der vorigen Förderperiode mehr als verdoppelt werden.

Für die Jahre 2024 bis 2026 stehen somit 35 Mio. Euro zur Verfügung. Die neue Förderschiene KMU.DIGITAL & GREEN unterstützt Unternehmen bei digitalen und ökologisch nachhaltigen Transformationsprojekten.

  • Seit 2017 wurden bereits mehr als 32.500 Digitalisierungsinitiativen gefördert und die Unternehmen zu E-Commerce und Online-Marketing, Geschäftsmodellen und Prozessen sowie zu IT- und Cybersecurity beraten.
    Budget 2024–2026: € 35 Mio. (bisheriges Dreijahres­budget: 15 Mio. Euro)

Digital Innovation Hubs

Als regionale Anlaufstellen für KMU aller Branchen wurden die nationalen Digital Innovation Hubs für Fragen zur Digitalisierung eingerichtet. Nach der 2023 erfolgten positiven Zwischenevaluierung konnte die Laufzeit der nationalen Hubs um weitere vier Jahre verlängert werden. Die European Digital Innovation Hubs ergänzen diese nationalen Hubs und zielen darauf ab, die Einführung von digitalen Technologien wie Cloud, Data and Artificial Intelligence und Cybersecurity in Wirtschaft und Verwaltung zu fördern.

Die Unternehmen erhalten dadurch direkten, niederschwelligen Zugang zu Partnern aus Forschung und Wirtschaft bei Themen wie KI, IT- und Cybersicherheit, Blockchain, Big Data, Industrie 4.0 und digitaler Transformation allgemein.

  • Durch die Förderungen findet ein unmittelbar initiierter Ausbau in rund 1.400 der rund 2.100 österreichischen Gemeinden statt. Davon ­ profitieren über1,2 Mio. Bürger:innen.

Mehr Mittel für Breitband

Die langfristige Finanzierung des Breitbandausbaus in Österreich ist durch die „Breitbandmilliarde“ gesichert. Die Aufstockung um 400 Mio. Euro bringt bis 2026 insgesamt 1,4 Mrd. Euro und unterstützt den Breitbandausbau vor allem in ländlichen Regionen, in denen sich der Ausbau betriebswirtschaftlich nicht rechnet.

Aktive Mitgestaltung der europäischen Forschungspolitik

Angesichts der massiven Investitionen in Forschung und Innovation in China und den USA muss die EU eine ambitioniertere Forschungs- und Innovationspolitik verfolgen. Einer der wichtigsten Hebel dafür ist das nächste EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (FP10), das ab 2028 europäische Projekte innovativer Unternehmen finanzieren wird. Die WKÖ hat die bestehenden Instrumente der europäischen FTI-Politik (Horizon Europe) analysiert, um die Relevanz des FP10 für österreichische Unternehmen sicherzustellen.

Die WKÖ Stellungnahme wurde im Bericht der europäischen High-Level Expert Group zu FP10 und im Entwurf des Berichts des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments zu Empfehlungen für FP10 berücksichtigt. Das Ergebnis sind praxistauglichere Rahmenbedingungen für heimische Betriebe, die es ermöglichen, mit den besten Partnern in ganz Europa (insbesondere Universitäten und Forschungseinrichtungen) an kollaborativen Forschungs- und Innovationsprojekten teilzunehmen und neue Wachstumschancen zu nutzen.

Erhöhung des fiktiven Unternehmerlohns bei der Forschungsprämie

2024 wurde der 2022 eingeführte Stundensatz des fiktiven Unternehmerlohns, der in die Bemessungsgrundlage der Forschungsprämie einfließt, von 45 Euro auf 50 Euro erhöht. Startups und KMU, bei denen die Unternehmer:innen selbst Forschungsleistungen erbringen, profitieren von dieser Anpassung.

Themenoffene Programme stärken

Themenoffene Förderprogramme spielen eine wichtige Rolle, um innovative Ideen und bahnbrechende Forschung zu ermöglichen. Im Rahmen der Transformationsoffensive stellte das BMAW zusätzlich zu den vom BMK geleisteten Unterstützungen budgetäre Mittel in Höhe von 47,3 Mio. Euro für die themenoffenen Basisprogramme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) bereit. Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit, ihre F&E-Aktivitäten auszubauen, innovative Projekte voranzutreiben und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

KI-­Servicestelle

Österreichische Unternehmen benötigen Unterstützung bei der Umsetzung von KI-Regelungen wie dem AI Act und dem Data Governance Act. Mit der Einrichtung der KI-Servicestelle wurde eine wichtige Plattform geschaffen, die Orientierung bei der Umsetzung von KI-Projekten bietet. Durch gezielte Beratung, praxisnahe Leitfäden und digitale Tools können Unternehmen KI-Anwendungen einfacher implementieren und ihre Innovationskraft steigern.

AI-­Stakeholder­-Forum

Unternehmen benötigen klare, praxisnahe Rahmenbedingungen, um die Chancen von KI effektiv zu nutzen. Durch die Einrichtung eines AI-Stakeholder-Forums – ergänzend zum wissenschaftlichen KI-Beirat – finden die Interessen der österreichischen Betriebe seit 2024 verstärkt Gehör, insbesondere bei Regelungen und Maßnahmen zum AI Act, bei KI-Umsetzungsplänen, der nationalen KI-Strategie sowie der neuen KI-Servicestelle. Dies ermöglicht es Betrieben, KI-Anwendungen wertschöpfend einzusetzen.

Stärkung der Forschungsfinanzierung

Dank gezielten Initiativen wie dem Forschungsfinanzierungsgesetz und der Errichtung des Fonds Zukunft Österreich (FZÖ) im Jahr 2020 sowie den dreijährigen FTI-Pakten konnte die Forschungsquote konsequent auf 3,35 % des BIP gesteigert werden. Eine gesteigerte F&E-Quote stärkt die Innovationskraft der Unternehmen, erhöht ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit und schafft zukunftssichere Arbeitsplätze. Die WKÖ wirkt weiter als erfolgreiche Treiberin für die Stärkung der Forschungsfinanzierung. Eine wichtige Initiative im Jahr 2024 war die WKÖ Konferenz „Starke Forschung, starker Standort“, bei der zentrale Strategien zur Förderung der Innovationslandschaft erarbeitet wurden.

  • Die Forschungsquote erreichte 2024 einen neuen Rekordwert von 3,35 %

Exzellenzcluster für Spitzenforschung erweitert

Strategische Grundlagenforschung und Spitzenforschung sind für den Forschungsstandort Österreich zukunftsentscheidend. Das Investitionsvolumen der Exzellenzinitiative „excellent = austria“ wurde um 93 Mio. Euro erweitert, insgesamt beträgt es rund 228 Mio. Euro. Neun Exzellenzcluster treiben kooperative Projekte der Spitzenforschung zu Zukunftsthemen voran. Das unterstützt Innovationen bei forschungsaktiven Betrieben.

  • Investitionsvolumen für Spitzenforschung um € 93 Mio. auf € 228 Mio. erhöht

Energietransformation

Erneuerbare­-Wärme­-Paket geschnürt

Um die Vorgaben der EU zur Erreichung der Klimaziele zu erfüllen, müssen in den nächsten Jahren zahlreiche Heizsysteme von fossilen auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Mit dem Erneuerbare-Wärme-Paket wurden Eingriffe in den Bestand und Technologievorgaben verhindert. Zugleich wurden die Mittel für den Heizungstausch und die thermische Sanierung im Rahmen der Umweltförderung massiv aufgestockt.

„Made in Europe“-­Bonus

Die Nachfrage nach Photovoltaik ist hoch. Europäische Hersteller:innen profitieren davon wenig, denn laut der Internationalen Energieagentur kommen zwischen 80 % und 95 % der Anlagen, die in Europa verbaut werden, aus China. Für Photovoltaikanlagen, die mit technischen Komponenten mit europäischer Wertschöpfung errichtet werden, wurde der Investitionszuschuss um einen Zuschlag von bis zu 20 % erhöht. Der „Made in Europe“-Bonus stärkt Unternehmen in Europa.

Förderung von erneuerbarem Wasserstoff initiiert

Die Energiewende erfordert massive Investitionen und kostenintensive Umstellungen. Wasserstoff stellt einen wesentlichen Baustein dieser Transformation dar. Mit dem Wasserstoffförderungsgesetz wurden Mitte 2024 die Grundlagen für die Förderung von erneuerbarem Wasserstoff geschaffen. Bundesmittel im Ausmaß von bis zu 820 Mio. Euro stehen dafür zur Verfügung. Abhängig von der Gebotshöhe können mit den Fördermitteln jährlich ca. 18.000 bis 40.000 Tonnen erneuerbare Wasserstoffproduktion gefördert werden.

  • € 820 Mio. Förderung vom Bund für erneuerbare Wasserstoffproduktion

Energiekostenpauschale 2

Die Energiepreise sind 2023 infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine massiv gestiegen. Die Implementierung der Energiekostenpauschale 2 unterstützte EPU und Kleinunternehmen mit einem Zuschuss zu den erhöhten Energiekosten 2023 von bis zu 2.685 Euro. Die Beantragung war bis zum 8. August 2024 möglich.

Energiemasterplan: Transformation - aber richtig

Mit ihrem in einem breiten Stakeholder­-Prozess entwickelten Energiemasterplan hat die Wirtschaftskammer Österreich 2024 gezeigt, wie eine sichere, leistbare und nachhaltige Energiezukunft Österreichs aussehen muss.
Bild: Masterplan Energie für Österreich © WKÖ

Die Versorgung mit sicherer, leistbarer und nachhaltiger Energie ist mehr denn je ein Schlüsselthema für Standort und Betriebe. Die Konsequenzen hoher Energiepreise für mangelnde Wettbewerbsfähigkeit sind massiv.

Die Wirtschaftskammer Österreich setzt sich daher für eine Energietransformation ein, die Unternehmen und Standort nützt – und das Klima schützt. Vor diesem Hintergrund hat die Wirtschaftskammer 2024 einen umfassenden Energiemasterplan entwickelt.

Ziele für eine erfolgreiche Energietransformation:

  • eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen, die zu jeder Zeit den Bedarf deckt
  • Energietransformation vorantreiben, damit wir die Umstellung zu einem klimaneutralen Energiesystem nachhaltig schaffen
  • wettbewerbsfähige Energiepreise gewährleisten, damit die Preise für Verbraucher:innen und Unternehmen leistbar sind

Breite Partizipation

Weil die Zukunft des Energiesystems nur gemeinsam gesichert werden kann, wurde der Energiemasterplan im Rahmen eines innovativen und großangelegten Partizipationsprozesses entwickelt. Dies gewährleistete auch die dringend nötige ganzheitliche und systemische Betrachtung. Gemeinsam mit 224 Expert:innen und 105 Institutionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft wurden 220 Handlungsempfehlungen und 169 Schlüsselmaßnahmen erarbeitet, die im Masterplan-Dokument auf rund 200 Seiten präsentiert werden. Das Dokument wurde zudem mit allen Landeskammern und Sparten der Wirtschaftskammer abgestimmt.

Klare Prioritäten

Auf Grundlage der Ergebnisse des Stakeholder-Prozesses formuliert der Masterplan neun Prioritäten für Österreichs Energiezukunft

  1. Ein umfassendes Paket zur Beschleunigung von Genehmigungen,
    damit die Klima- und Energietransformation rasch gelingen und ein wesentlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit erbracht werden kann.
  2. Die faire Finanzierung der Energienetzinfrastruktur,
    damit der koordinierte Ausbau für Produktion, Transport und Speicherung möglich ist.
  3. Ein Paket für wirtschaftlich verträgliche Energiepreise,
    damit Unternehmen entlastet werden und ihre Wettbewerbsfähigkeit gesichert ist.
  4. Ein neuer Rechtsrahmen zur Steigerung des klimaneutralen Energieangebots,
    damit sich neue Geschäftsmodelle und Unternehmen u. a. bei erneuerbaren Gasen, Wasserstoff und Geothermie etablieren und Green Jobs schaffen können.
  5. Die Ausweitung des erneuerbaren Stromangebots,
    damit die Vorteile der unterschiedlichen Erzeugungstechnologien bestmöglich genutzt werden und Versorgungssicherheit gegeben ist.
  6. Die Förderung der Dekarbonisierung von Unternehmen,
    damit deren Wettbewerbsfähigkeit trotz veränderter Technologien und Prozesse gesichert ist.
  7. Die Steigerung der Energieeffizienz und thermische Sanierung von Gebäuden
    im Hinblick auf die bestmögliche Nutzung hocheffizienter Technologien.
  8. Die Förderung von „Game­ Changer-­Technologien“ für die Energietransformation,
    damit innovative Technologien rasch zur Marktreife gebracht und weltweit exportiert werden können.
  9. Die Anerkennung und Nutzung fossiler Energie beim Übergang zur Klimaneutralität,
    damit es zu keinen Versorgungslücken kommt.

Mit dem Energiemasterplan der WKÖ wird eine sichere, leistbare und nachhaltige Energiezukunft Österreichs machbar – gemeinsam mit der Wirtschaft statt zulasten von Wohlstand, Arbeit und Zukunft.