Beste Bildung für Betriebe und Standort
Die intensive interessenpolitische Arbeit der Wirtschaftskammer war erfolgreich. Das 2024 beschlossene Gesetz zur höheren beruflichen Bildung (HBB) ist ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung für das heimische Bildungssystem. Das Gesetz ermöglicht es, neue berufspraktische Abschlüsse in Österreich zu entwickeln, die dem konkreten Bedarf am Arbeitsmarkt entsprechen und berufsbegleitend erworben werden. Nach der Pilotqualifikation „Technische Beratung für Energieeffizienz“ werden bereits weitere HBB-Qualifikationen in unterschiedlichen Sparten erarbeitet.
Aufwertung von Lehre und Meister
Die Lehre bzw. die berufliche Aus- und Weiterbildung wurde 2024 national und international attraktiviert und deutlich aufgewertet. Seit 1. Jänner 2024 sind die Meisterprüfungen – rückwirkend ab 1. Juli 2023 – kostenlos. Ebenfalls mit Jahresbeginn 2024 haben die Wirtschaftskammern die Prüfungsgebühr für den WKO Unternehmerführerschein (Modul UP) gestrichen. Mit der Novelle zur Gewerbeordnung vom 22. Juli 2024 sind auch Absolvent:innen einer handwerksähnlichen Befähigungsprüfung berechtigt, den Meistertitel zu führen und ihn in amtliche Dokumente eintragen zu lassen.
Die Gleichstellung von höherer beruflicher und akademischer Bildung wurde 2024 erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Mit der Befähigungsprüfung Baumeister wurde erstmals eine berufliche Befähigungsprüfung der Stufe VII des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) zugeordnet. Damit steht ein geprüfter Baumeister auf der gleichen NQR-Stufe wie ein akademischer Master. Weitere Zuordnungen auf Niveau VII sind bereits in Vorbereitung.
Neue Lernwelten mit wîse up
Einen großen Entwicklungsschub gab es 2024 bei wîse up. Die Lernplattform eröffnet neue digitale Lernwelten für Lehrlinge, EPU und Gründer:innen. Das Angebot wurde stark ausgebaut, es wurden viele neue Kurse entwickelt. In Summe stehen den Lehrlingen nunmehr über 35 Stunden qualitätsgeprüfte Lernvideos in mittlerweile 13 verschiedenen Lehrberufen zur Verfügung. Neben fachspezifischen Inhalten werden auch Lernangebote zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung vermehrt nachgefragt.
Die digitalen Angebote werden auch immer öfter im Unterricht an Berufsschulen eingesetzt. Waren es beim Start von wîse up im Sommer 2023 österreichweit noch fünf Berufsschulen mit insgesamt 14 Klassen, in denen die Angebote zum Einsatz kamen, sind es mittlerweile 15 Berufsschulen – Tendenz weiter steigend. An der Kuratierung acht weiterer Lehrberufe wird bereits gearbeitet, ein neuer Lehrberuf ist in Planung. Damit können 2025 noch mehr Lehrlinge, Ausbilder:innen und Berufsschullehrende zeit- und ortsunabhängig auf qualitätsgesicherte Lerninhalte zugreifen. Die digitalen Lernwelten für Lehrlinge auf wîse up wurden 2024 für den Staatspreis Digitalisierung nominiert.
wîse up für Gründer:innen
Gerade für Gründer:innen ist zeit- und ortsunabhängige digitale Weiterbildung ein Gewinn. Das Gründerservice der Wirtschaftskammern bietet auf der digitalen Lernplattform wîse up praktisches Wissen für einen erfolgreichen Start ins Unternehmertum. wîse up unterstützt Gründer:innen dabei, sowohl fachliche als auch betriebswirtschaftliche und rechtliche Kompetenzen weiterzuentwickeln.
wîse up-Weiterbildung für EPU
Insbesondere EPU müssen viele unternehmerische Rollen gleichzeitig erfüllen. Auf wîse up wurden für EPU Lernstrecken zu den Themenschwerpunkten Social Media, Soft Skills, Marketing und Vertrieb, Cybersecurity, Export, Finanzmanagement und künstliche Intelligenz erstellt.
Erfolgreiche WorldSkills
Das hohe Niveau der österreichischen Lehrlingsausbildung wurde auch bei den WorldSkills in Lyon sichtbar: Mit dreimal Gold (Floristik, Betonbau, Fliesenlegen), einer Silbermedaille (Maler:in) und drei bronzenen Auszeichnungen (Hotelrezeption, Chemielabortechnik, digitale Gebäudeplanung) bewiesen österreichische Young Professionals einmal mehr ihr Können. Zusätzlich sicherte sich das Team Austria 22 Medallions for Excellence. Damit erreichte Österreich in der Gesamtwertung den sechsten Platz.
Talente und Karrieren früh fördern
Damit die Unternehmen die Fachkräfte bekommen, die sie künftig brauchen, unterstützt die Wirtschaftskammer Jugendliche schon früh beim Erkennen ihrer Talente und Kompetenzen. Die Online-Berufsinformation liefert niederschwellig Infos und kann zum Erstellen von Interessenprofilen genutzt werden. 2024 verzeichnete die Website gut 600.000 Unique User und über 4 Mio. Visits. Rund 110.000 Jugendliche nutzten 2024 die Online-Berufsinformation, um ihr Interessenprofil zu erstellen. Karriere-Checks für Jugendliche und junge Erwachsene (Schwerpunkt Maturant:innen) liefern ebenfalls Unterstützung bei der beruflichen Orientierung. 2024 wurde ein Gamification-Projekt gestartet, um noch mehr junge Menschen anzusprechen. Die seit über zehn Jahren etablierten Talente-Checks für die Zielgruppe der 13- und 14-Jährigen konnten 2024 einen Buchungsrekord verzeichnen.
Digitale Kompetenzen spielerisch stärken
Weitere Schwerpunkte der WKO Bildungsoffensive sind Digitalisierung und Wirtschaftsbildung. Bei den Lehrlingshackathons im Rahmen der Coding Week in allen Bundesländern wurde ein neuer Teilnehmerrekord erzielt. Für das Bundesfinale des Lehrlingshackathons beim CodingDay in der Wirtschaftskammer Österreich am 12. November 2024 qualifizierten sich 180 Lehrlinge aus 67 Ausbildungsbetrieben.
Bereits zum sechsten Mal wurden beim CodingDay von einer Fachjury die von den Lehrlingen entwickelten Apps in den Kategorien „Rookies“, „Professionals“ und „Experts“ sowie „Betriebsübergreifende Teams“ und in der Movie Challenge „#MeinTraumjob“ ausgezeichnet. Das Publikum wählte zudem die „Community Stars“.
Wirtschaftswissen und Unternehmertum fördern
Mit der Stiftung Wirtschaftsbildung, der Plattform „Schule trifft Wirtschaft“ oder der Young Entrepreneurship Week werden von der Wirtschaftskammer Wirtschaftswissen und unternehmerisches Denken gefördert. So wurden seit 2021 insgesamt 323 Entrepreneurship-Wochen veranstaltet, davon rund 100 im Jahr 2024. In Summe haben bereits mehr als 11.400 Schüler:innen an einer solchen Woche teilgenommen. Auch die Anzahl der teilnehmenden Schulen ist 2024 stark gestiegen – von 183 im Vorjahr auf 302. Der Trainerpool umfasst mittlerweile 376 Expert:innen, davon sind 176 im Jahr 2024 hinzugekommen.
Fokus auf frühkindliche Bildung richten
Angesichts der standortpolitischen Notwendigkeit, Kindern von klein auf die besten Rahmenbedingungen und Entwicklungschancen zu bieten, hat die WKÖ im September 2024 einen vielbeachteten Schwerpunkt gesetzt: Die Konferenz „Starke Elementarbildung, starker Standort“ brachte international anerkannte Expert:innen in die WKÖ. Mit heimischen Stakeholdern wurden Zukunftsperspektiven der frühkindlichen Bildung erörtert, die in die interessenpolitische Arbeit der Wirtschaftskammer einfließen.
© Marek Knopp
© Marek Knopp
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Nationale und internationale Expert:innen diskutierten über Zukunftsperspektiven der frühkindlichen Bildung.
WIFI-Weiterbildung für Fachkräfte
Regionale Verankerung und internationale Vernetzung machen das WIFI zum wichtigen Akteur der Fachkräftesicherung für Betriebe und Standort. Die WIFI-Dachorganisation sorgt für Synergien im WIFI-Verbund, fördert Innovation und setzt maßgebliche Impulse für die gesamte Bildungslandschaft. Bildungstrends werden in maßgeschneiderte, moderne Weiterbildungsmöglichkeiten mit national und international anerkannten Zertifikaten umgesetzt. WIFI International sorgt für Bildung „made in Austria“ für Wirtschaftskammer-Mitglieder in aller Welt.
WIFI in Zahlen
Im Kursjahr 2023/24 nahmen mehr als 349.500 Teilnehmer:innen an rund 33.000 Veranstaltungen teil – das entspricht über 17,5 Mio. Teilnehmerstunden. Mit einem Netzwerk von mehr als 12.000 Trainer:innen und 290 modernen Werkstätten bietet das WIFI maßgeschneiderte Bildungsangebote, die sowohl analog als auch digital als auch im Blended-Learning-Format genutzt werden.
Darüber hinaus wurden 9.000 national und international anerkannte Personenzertifikate in Bereichen wie Schweißtechnik, Qualitätswesen, Prozessmanagement oder Energietechnik ausgestellt. WIFI International organisierte 390 Kurse und Lehrgänge für österreichische Unternehmen im Ausland mit insgesamt 3.250 Teilnehmer:innen. Insgesamt verzeichneten die WIFI-Webseiten 2024 über 27,5 Mio. Aufrufe. Mit mehr als 23.500 Instagram-Abonnent:innen, 186.000 Facebook-Likes und 52.000 LinkedIn-Follower:innen erreicht das WIFI eine breite und engagierte Community.
Das breite WIFI-Bildungsangebot wurde auch 2024 kontinuierlich weiterentwickelt, um den Anforderungen der Mitglieder gerecht zu werden. Das laufende Screening des Kursportfolios stellt sicher, dass die Programme praxisnah, relevant und zukunftsorientiert sind. 2024 wurde das Angebot im Bereich künstliche Intelligenz erweitert. Die KI-Akademie bietet mit dem KI-Führerschein und der Ausbildung zum zertifizierten KI-Beauftragten gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten für Unternehmen und Mitarbeitende.
WIFI-Kund:innen im digitalen Mittelpunkt
Mit MyWIFI, dem digitalen Kundenbereich, haben Lernende jederzeit Zugriff auf ihre persönlichen Daten, Kurse, Teilnahmebestätigungen und Prüfungsergebnisse sowie Zugang zur WIFI-Lernplattform. Der WKO-weite Login per Single Sign-on sichert einen nahtlosen Zugang zu allen Serviceangeboten. Die digitalen Services ermöglichen es Kund:innen, alle relevanten Informationen rund um das Kursgeschehen schnell und einfach abzurufen – optimal auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt.
Moderne und flexible Kursformate
Die Basis der innovativen WIFI-Lernformate bildet das wissenschaftlich fundierte LENA-Lernmodell (lebendig und nachhaltig), das praxisnahe und interaktive Methoden integriert. Ob im Kursraum, in der Werkstatt oder digital – die maßgeschneiderten Lösungen lassen sich perfekt in den Alltag integrieren. Der Blended-Learning-Ansatz kombiniert Online- und Präsenzformate für maximale Flexibilität und nachhaltiges Lernen.
Mitgestaltung der Erwachsenenbildung
Als Mitglied der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) und in enger Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium setzt sich das WIFI aktiv für die Weiterentwicklung und Sichtbarkeit der Erwachsenenbildung in Österreich ein. Dies führte u. a. zu einer erneuten Erhöhung der Förderung für die Erwachsenenbildung um 7 % für die Periode 2023/24.